Sie heißen Oskar, Fanni oder Hubert. Jeder Wohnwagon ist individuell: von der Größe, der Einrichtung, der Ausstattung, den technischen Features oder in Sachen Stil und Farbe. Eines haben die Wohnwagons alle gemeinsam: Sie reduzieren den Lebensstil auf das Wesentliche und sind nachhaltig gebaut. Ein Rückbau ist fast völlig müllfrei möglich, man setzt auf regionale Lieferanten und hochwertige Materialien, sagt Gründerin Theresa Mai: „Mit Wohnwagon wollen wir zeigen, wie die Zukunft des Bauens aussehen kann – nachhaltig, ressourcenschonend und autark. Wir wollten eine Alternative schaffen, die nicht nur die aktuellen Herausforderungen wie Immobilienkrise, Klimawandel und Ressourcenknappheit adressiert, sondern gleichzeitig Lust darauf macht, Teil der Lösung zu sein. Mit Naturmaterialien, einer autarken Energieversorgung und einem Konzept, das sich am Kreislaufprinzip der Natur orientiert, zeigen wir, dass nachhaltiges Bauen nicht nur möglich, sondern längst überfällig ist. Wohnwagon ist dabei mehr als ein Wohnkonzept – es ist ein Statement für eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft.“
Neue Art des Wohnens
2013 wurde das Start-up mit einem Crowdinvestment in Wien gegründet, heute zählt man 45 Mitarbeiter. Produziert wird in einer ehemaligen Nagelfabrik, im Quickhammer, in Gutenstein. Das Gebäude versorgt sich autark mit eigener Wasserkraft und Hackschnitzelheizung. Im Team von Wohnwagon arbeiten Elektriker, Installateure, Tischler und Zimmerer ebenso wie Designer oder Architekten. Die Kundschaft in Österreich, Deutschland oder der Schweiz ist vielfältig: Von der Mutter, die ihr Haus an den Sohn weitergibt und sich selbst im Garten einen Wohnwagon einrichtet über ein Friseurstudio bis hin zur Ergotherapie-Praxis. Theresa Mai wohnt selbst mit Familie in einem Wohnwagon, einem Modulhaus aus zwei „Claras“: „Clara ist jetzt schon eines unserer beliebtesten Modelle und ein Paradebeispiel dafür, wie zehn Jahre Erfahrung in durchdachtes, autarkes Wohnen umgesetzt werden können. Das Modell steht für die ideale Balance zwischen Funktionalität und Komfort. Es zeigt, wie reduziertes Wohnen funktionieren kann – mit einem intelligenten Grundriss, durchdacht bis ins letzte Detail und optimiert für ein Leben im Einklang mit der Natur.“
Die reine Bauzeit der Module von 28 bis 75 m² beträgt nur noch vier bis sechs Wochen, im Normalfall zieht der Kunde sechs bis acht Monate nach Auftragsbeginn in sein neues Zuhause ein. Theresa Mai: „Das fertige Modulhaus wird innerhalb weniger Stunden positioniert. Da wir bereits in der Werkstatt alles – von Böden über Möbel bis zur Küche – vorfertigen, kann das neue Zuhause bereits nach wenigen Tagen bezogen werden.“
Autarkie als Lebensstil
Ein Wohnwagon besteht fast zu 100 Prozent aus natürlichen Materialien: Außen steht eine acht Zentimeter starke Massivholzwand mit selbsttragenden Modulen, die Wärme speichert und vor Hitze schützt. Für die Außenverschalung wird eine Lärchenholzfassade verwendet, mit Holz von einem nahegelegenen Sägewerk am Schneeberg, das seit 150 Jahren als Familienbetrieb geführt wird. Gedämmt wird mit Schafwolle, Lehmputz sorgt für die schöne Hülle. Noch nachhaltiger wird es bei Wasser und Elektrik: Am Dach sorgt eine Fotovoltaikanlage für Strom und Warmwasser, geheizt wird mit Solar-Holz- oder Infrarotheizung. Bezüglich Wasserversorgung kann man mit Bio- oder Spültoilette und Regenwassernutzung aufrüsten. Theresa Mai: „Wir legen großen Wert auf regionale Lieferanten und beziehen beispielsweise die Massivholzelemente aus Oberösterreich mit zertifiziert österreichischem Holz. Da wir auch den kompletten Innenausbau selbst durchführen, freuen wir uns über die langjährige Partnerschaft mit Schachermayer. Dort findet man einfach alles, was man für die Fertigstellung der Gebäude benötigt – vom Holzkitt bis zum Aluwinkel!“
Es ist nicht Theresa Mais Intention, die Natur mit Wohnwagons zuzupflastern, sondern Alternativen zum „normalen“ Wohnbau zu finden und bewusst zu machen, dass man reduziert auch stressfreier leben kann. Theresa Mai: „Unser Blick in die Zukunft ist klar: Wir möchten nachhaltige Wohnlösungen auch für größere Mehrfamilienhäuser in modularer Vollholzbauweise realisieren. Aktuell planen wir einige solcher Projekte. Wir sind überzeugt, dass sie das Potenzial haben, die Baubranche zu revolutionieren. Wir möchten zeigen, dass ressourcenschonendes Bauen nicht nur im Kleinen, sondern auch im Großen funktioniert – und dass es die Lebensqualität der Menschen nachhaltig verbessern kann.“