Bier her, Bier her oder ich fall um – das deutsche Volkslied aus dem 19. Jahrhundert gilt bei Festivals, Wiesn oder in Stadien noch heute. Und dann muss es schnell gehen, denn aus Gastronomen-Sicht ist nichts schlechter fürs Geschäft als zu lange Schlangen mit zu vielen durstigen Gästen. Das dachten sich auch die Wiener Wiesenwirte Ludwig Kleinlehner und Thomas Schuller, die 2013 für die Wiener Wiesn eine – im wahrsten Sinn des Wortes – schnelle Lösung brauchten, erzählt Ernst Koller, Geschäftsführer bei Beerjet: „Wir benötigten eine Hochleistungszapfanlage zum schnellen Befüllen von Maßbier, weil wir mit manuellen Zapfstationen den Ansturm von 4.500 Gästen, die zwischen 18:00 und 18:30 ins Festzelt strömen, nicht abdecken konnten. Der erste Prototyp Beerjet 6 schlug voll ein, danach wurde aus der Idee ein bis heute erfolgreiches Geschäftsmodell.
Aus der Not eine Tugend
Die Steellook Metalltechnik GmbH war von Minute eins an dabei: als Lösungsanbieter und Investor. Die ersten Prototypen und die Grundlage des konstruktiven Aufbaus der Produktionsversion wurde von Steellook entwickelt. Ernst Koller: „Für Konstruktion und Bau des ersten Prototyps waren nur drei Wochen Zeit und diese kurze Zeit wurde von Steellook in Tag- und Nachtarbeit genutzt, um bei der Eröffnung der Wiener Wiesn 2013 eine funktionsfähige Zapfanlage stellen zu können.“ Bis heute ist Steellook als kompetenter Lösungspartner in allen Fragen der Metallverarbeitung, Produktentwicklung und Produktion Teil des Beerjet Entwicklungsteams. Das Hauptaugenmerk bei Steellook liegt auf der 3D-Planung, Fertigung und Montage in allen Bereichen der Blech- und Metallverarbeitung. Gefertigt wird auf LVD Maschinen.
6 Halbe in 9 Sekunden
Gezapft wird vollautomatisch in Rekordzeit. Und zwar alles, was gebraucht wird: Von Bier mit fast keinem Schaum für den englischen Markt bis hin zum Braumeisterschnitt mit 50 Prozent Schaum, dazu Spritzer oder Bier-Mixgetränke – alles ist möglich. Selbst außergewöhnliche Anfragen werden souverän umgesetzt, wie Ernst Koller erzählt: „Wir hatten den Beerjet auch schon mal bei einem Gin-Tonic-Festival in England im Einsatz. In vier Tagen wurden über 240.000 Gin Tonics gezapft. Wir sind nicht davon ausgegangen, dass diese große Anzahl an Gin Tonics benötigt wird, freuen uns aber über die Zufriedenheit unseres Kunden.“ Für sechs große Bier benötigt der Beerjet sechs Sekunden, das ergibt eine Zapfleistung von mehr als 2.400 Halbe pro Stunde. Das ist Weltrekord! Sowohl Zapfbetrieb als auch Reinigungsfunktionen laufen auf Knopfdruck vollautomatisch ab. Ein Beerjet ersetzt somit mehr als zehn Zapfstellen, denn die dahinter stehende Technik ist bis ins kleinste Detail ausgefeilt, sagt Ernst Koller: „Die gesamte Produktentwicklung, Konstruktion und Montage finden bei uns im Haus statt. Eine wesentliche Komponente des Beerjets ist das Rohrsystem mit einem Zielfüllstand von rund zwei Dritteln des Fassungsvermögens. Die Differenz von einem Drittel wird als CO2 Druckpuffer verwendet – ähnlich zu einem Windkessel, was eine wesentliche Grundlage für schnelles und kontrolliertes Zapfen darstellt. Der mit Abstand wichtigste Anteil an der Performance und einfachen Bedienbarkeit liegt in der Anlagensoftware mit einer Vielzahl von Funktionen, die wir nicht näher erläutern können, da wir diese als Betriebsgeheimnisse betrachten.“
20 Prototypen
Gut Ding braucht aber auch Weile, wenn auch nicht beim Zapfen. Gut 20 Prototypen wurden seit der Premiere 2013 entwickelt, jeder stets nach neuesten Erkenntnissen verbessert, 2015 ging man in Serie auf den Markt. Aktuell liefert man in 18 Länder aus, produziert wird ausschließlich in Österreich. Ernst Koller: „Darauf sind wir besonders stolz. Beerjet ist ein rein österreichisches Produkt.“ Vorgefertigt wird bei der Wöss LadenbauGmbH in Schenkenfelden. Stefan Elmer von Steellook: „Mit Laserschneidmaschinen und Abkantpressen werden unsere Rahmen- und Verkleidungsteile vorgefertigt, welche dann bei der Endmontage von uns zusammengebaut werden. Diese hoch entwickelte Technologie der Blechverarbeitung bieten LVD-Maschinen, die Bedienung muss aber von Profis umgesetzt werden, um die für uns nötige hohe Genauigkeit zu erreichen. Weiters spielt für unsere Produktion die Liefertreue eine sehr wichtige Rolle. Alle diese Faktoren kann die Firma Wöss aus Schenkenfelden einhalten und ist somit zum verlässlichen Zulieferer geworden.“
MEHR INFORMATIONEN ZUM KUNDENPROJEKT
(Autor: Andreas Prammer, )