Können Sie sich noch an Ihre Anfänge erinnern?
Karl Hofmann: „Ja, natürlich, ich habe am 1. August 1977 als Lehrling begonnen. Es war sehr aufregend damals. Vom Schüler zum Lehrling, das war für mich schon sehr besonders, weil ja mein Vater damals schon lange bei Schachermayer in leitender Position war und ich „Gas geben“ wollte und musste. Angefangen habe ich damals im Tiefkeller in der Lastenstraße in Linz. Da durfte ich ab dem ersten Tag Materialien zuschneiden. Diese Arbeit war sehr anstrengend, ich kam jeden Tag gut müde nach Hause. Aber es hat mir großen Spaß gemacht, weil ich sofort von den damaligen Kollegen voll akzeptiert wurde und einen tollen Chef hatte. Wie er mit uns umgegangen ist, hat mich sehr geprägt. Wertschätzung pur - das hat mich richtig angespornt.“
Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben in den 45 Jahren?
Karl Hofmann: „Nach der Lehre kam ich relativ rasch in den Außendienst. Mit knapp 20 Jahren wurde ich als „Jungspund“ schon in den Außendienstverkauf für Investitionsgüter, Maschinen für die Metallbearbeitung, entsandt. Das war sehr herausfordernd, aber auch hoch interessant. Mein damaliger Chef hat mir eine Kundenliste in die Hand gedrückt und mich einfach losgeschickt. Von Notebook, Handy, Navi usw. war damals natürlich noch keine Rede. In dieser Zeit habe ich gelernt, dass man nicht immer gleich alles wissen muss und kann. Der Aufbau einer guten Kundenbeziehung und ein gesundes Maß an Engagement rund um die Bedürfnisse des Kunden aber rasch zu Kundenzufriedenheit und Erfolg führt. Ich hatte zu meinen Kunden immer ein gutes und aufrichtiges Verhältnis. Gleich zu Beginn meiner Außendienstjahre habe ich sogar mit meinem Akkordeon bei einer Kunden Firmenweihnachtsfeier aufgespielt, weil mich die Chefin des Hauses darum gebeten hat. Einfach (fast) alles für den Kunden tun, so habe ich das dann auch all die 30 Jahre als verantwortlicher Prokurist für den Großmaschinenbereich meinem Team versucht vorzuleben.
Spannend war sicher auch die Zeit meiner Weiterbildungsjahre bei Schachermayer neben dem normalen Arbeitsalltag. Mit Unterstützung der Geschäftsleitung konnte ich auf dem zweiten Bildungsweg die Matura nachholen und ein BWL Studium berufsbegleitend und die letzten Jahre auch schon als Familienvater und Prokurist erfolgreich abschließen. Natürlich hat mich meine Gattin Sabine, die ich in der Firma Schachermayer in jungen Jahren kennengelernt habe, enorm unterstützt. Ohne Ihre Geduld und Ihr Verständnis hätte ich diese fordernden Jahre so nicht geschafft. Dafür bin ich ihr noch heute sehr dankbar. Meine Gattin - die bis auf eine kurze Kinderauszeit für unsere Söhne Mario und Christian - auch bis heute im Unternehmen in der Buchhaltung tätig ist – wird mit mir in den nächsten Wochen einen neuen Lebensabschnitt starten. Unsere vielen gemeinsamen Hobbys werden auch weiterhin für eine ausgewogene Dynamik unserer Tagesabläufe sorgen.“
Wohin entwickelt sich der Markt bei den Großmaschinen?
Karl Hofmann: „Es werden nur jene Anbieter langfristig am Markt bestehen, die kundenorientiert und nachhaltig agieren. D.h. Qualitätsprodukte und after sale Service werden auch in den nächsten Jahren das A und O sein. Nur Maschinen verkaufen wird nicht reichen. Das Handwerk, aber auch die Industrie, fordern Top Produkte auf höchstem Level, Sicherheit, Verlässlichkeit und Schnelligkeit im Service. Die persönliche Ebene im Maschinenverkauf wird auch in den nächsten Jahren DER Erfolgsgarant sein. Ausschließlicher Verkauf von Investitionsgütern über eine Internetplattform ist für Schachermayer auch noch länger nicht denkbar. Vertrauen und langfristige Kundenbeziehungen sind aus unserer Sicht nach wie vor im Maschinenverkauf die bestimmenden Faktoren. Daher setzt Schachermayer auch in Zukunft auf kompetente und langjährige Mitarbeiter im Maschinenverkauf mit einer empathischen Persönlichkeit, die zu uns, Schachermayer, aber vor allem zu unseren Kunden passt.“
Wie sehen Sie den Fortschritt der Automatisierung?
Karl Hofmann: „Schon vor ein paar Jahren haben wir die Bedürfnisse unserer Kunden erkannt und eine entsprechende Sortimentserweiterung im Bereich Automatisierung und Lieferung von Roboterlösungen vorgenommen. Durch den Fachkräftemangel und den steigenden Marktdruck sind viele Kunden gezwungen, sich solcher neuer Fertigungsmöglichkeiten zu stellen. Spannend ist, dass sich auch immer mehr Handwerksbetriebe für diese neuen Produktionsmöglichkeiten interessieren. Wir werden uns daher bei der kommenden Hausmesse auch speziell dieses Themas annehmen. Einfache Handlingaufgaben unserer Kunden sollen durch Automatisierungslösungen übernommen werden und damit die Facharbeiter unserer Kunden zeitlich entlasten.“
Unsere Dienstleistungen sind bei Schachermayer ein fixer Bestandteil des Servicepakets für den Kunden: Inwiefern wird das auch bei den Großmaschinen immer wichtiger?
Karl Hofmann: „Schachermayer hat schon immer auf Dienstleistung gesetzt und gerade im Maschinenbereich ist der Service eine wichtige Komponente. Durch die technische Weiterentwicklung der Maschinen in den letzten Jahren sind die Anwender von einem guten Service abhängig. Schon bei einfachen Standardmaschinen ist viel Elektronik verbaut und eine Steuerung zur Bedienung notwendig. Früher konnten sich die Anwender bei den überwiegend mechanischen Maschinenkomponenten oftmals noch selbst helfen, das ist heute fast nicht mehr möglich. Wir haben daher unser Team an Technikern in den letzten Jahren laufend verstärkt und können aktuell schon auf über 50 Mitarbeiter im Servicebereich zählen. Diese Technik-Spezialisten werden laufend und intensiv in den Herstellerwerken geschult.“
Was haben Sie sich für Ihre letzte Messe vorgenommen?
Karl Hofmann: „Ich möchte einfach noch einmal zwei Tage diese traditionelle Veranstaltung in vollen Zügen genießen und mit hoffentlich vielen Kunden interessante Gespräche führen. Natürlich ist es auch eine gute Gelegenheit, meinen langjährigen Geschäfts- und Gesprächspartnern unserer Herstellerwerke Danke zu sagen.
Gehen Sie mit einem lachenden und weinenden Auge in den Ruhestand?
Karl Hofmann: „Ich gehe mit einer gewissen Demut und Dankbarkeit. Ich durfte in einem tollen Unternehmen Verantwortung übernehmen und hatte ein tolles Team um mich. Eigentlich habe ich (fast) immer gerne gearbeitet. Meine Mannschaft und die vielen guten Kundenkontakte werden mir natürlich fehlen, aber es kommt auch jetzt wieder ein spannender und interessanter Lebensabschnitt. Daran glaube ich fest.“
(Autor: Sabine Blattner, )