Eigentlich begann alles mit seiner Lieblingsgitarre Santa Cruz D12. Ein exklusives amerikanisches Produkt mit noch exklusiveren Schraubengrößen, die bei uns nicht gängig sind. „Nachdem sich die Stellschraube für den Hals der Gitarre gelockert hatte und kein passender Aufsatz parat war, kam mir als erster Gedanke Schachermayer in den Sinn. Anstatt die Gitarre nach Amerika zum Service zu schicken, versuch ich doch dort mal mein Glück“, plaudert Felix aus dem Nähkästchen. Einen Anruf später machte er sich schon auf den Weg in die Industriezeile, da der benötigte 3 1/8 Zoll-Sechskant-Schraubenaufsatz lagernd war. Diese Art von Verlässlichkeit ist auch für einen Künstler wie Felix Schobesberger eine gewaltige Bereicherung, wie er selber sagt.
Einzigartiger Charakter
Versucht man in der deutschsprachigen Musik- oder Kleinkunstszene Vergleichbares zu finden, wird einem schnell klar – der „Blonde Engel“ ist ein Unikat, ein absolut eigenständiges Format, das zwischen den Welten Musik und Kleinkunst wandelt. Er bedient beide Kategorien leidenschaftlich und hochwertig – aber eher aus einem inneren Drang als aus einem Plan heraus. Das Gesamtkunstwerk „Blonder Engel“ ist ein aufmerksamer Beobachter, der mit feiner Klinge die Gesellschaft reflektiert. Seine Texte sind unerreicht witzig, süffisant ironisch, überraschend, mutig und definitiv außergewöhnlich. Er hat seine eigene Liga gegründet und ist darin der Meister des gehobenen Schwachsinns – sozusagen die Champions League der ausgekochten Wortakrobatik. Sein Genius garniert er mit perfektem Gitarrenspiel aus allen Genres. Vom Blues zum Rumba, Flamenco oder Rock´n Roll sind es für Felix nur Bruchteile von Sekunden, um den richtigen „Groove“ zu finden. Der studierte Publizist sieht sich selbst als Singer-Songwriter, interessiert sich dabei aber mehr für Inhalte als für Definitionen.
Die weite Welt
Regelmäßig verschlägt es den mondänen Analytiker österreichischer Alltagskultur auch zu unseren deutschen Nachbarn, allerdings nur bis zum Weißwurstäquator, da es ab dort sprachliche Barrieren gibt, die selbst ein himmlischer Bote nicht mehr lösen kann. Er versucht auch manchmal das Unmögliche in Worte zu gießen und daraus einen Song zu fabrizieren – einfach, weil es ihm Spaß macht, er eine Herausforderung sieht und weil er es kann. Ansonsten tingelt er durch Österreich und belebt die Kleinkunstszene mit seinem linguistischen Charme und der außergewöhnlichen Gabe, diesen in eine mitreißende Bühnenpräsenz zu überführen.
Engel und die Haselrieders
Als kongeniale Ergänzung seiner Show hat sich der blonde Schm.hführer mit der Hedwig Haselrieder Kombo eine hochprofessionelle und nicht minder selbstironische Truppe zugelegt, mit der er bei größeren Veranstaltungen sein Bestes gibt. Er hat immer gemacht, was er wollte, sich kein Blatt vor den Mund genommen und versucht, persönliche Helden wie Helge Schneider zu entmystifizieren – mit großem Erfolg, wie man sieht. Seine bisher über 1.000 gespielten Shows geben ihm Recht – aber auch seine Mutter, die bei neuen Liedern immer als Kommerztest herhalten muss. Heute blickt der „Blonde Engel“ zufrieden zurück auf den 14-jährigen Felix, der damals Rockstar werden wollte und in einem Happy-Musik-Kurs Gitarre zu spielen begann. Auch ein wenig Stolz auf seine Werke, die konsequente Entwicklung und natürlich auf den 3 1/8 Zoll Schraubenaufsatz aus der „yellow city“ schwingt hier mit – zu Recht aus unserer Sicht!
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(Autor: Andreas Prammer, )
