Die kleine Natalia hat gerade die Windpocken, geht aber normalerweise in einen Linzer Kindergarten. Ihre Mutter Anna sitzt daneben und gibt uns einen kleinen Einblick in das neue Leben hier in Linz. Sie kommen beide aus Saporischschja in der Ukraine, sind seit Mai 2022 in Österreich und seit November hier in Linz untergebracht. Es gefällt den beiden sehr gut hier, geben sie uns zu verstehen. Die innere Trauer und Sorge um die Eltern von Anna und den Vater der kleinen Natalia, die nach wie vor in der Ukraine sind, können wir nur erahnen. „Die aktuelle Situation mit Flüchtlingen aus der Ukraine gestaltet sich erheblich anders als bei der großen Fluchtbewegung 2015. Wir haben fast ausschließlich ukrainische Frauen und Kinder hier. Der Bildungsstatus der Menschen ist durchwegs hoch, fast alle sind motiviert, sich weiterzubilden und möchten auch unbedingt arbeiten. Sobald es irgendwie geht, wollen die allermeisten wieder zurück in ihre Heimat“, erzählt Lothar Jochade, Bereichsleiter der Flüchtlingsarbeit des Diakoniewerkes, im Gespräch.
Gesellschaftliche Verantwortung
„Wir sind ein Familienunternehmen und als solches sehen wir es in unserer sozialen Verantwortung, Menschen und vor allem Familien in Not unkompliziert zu helfen. Bereits 2015 konnten wir 60 Personen in den Wohnungen über unserem Anarbeitungszentrum im Linzer Hafengebiet ein Dach über dem Kopf gewähren. Dieselbe Motivation hat uns auch mit Beginn des Ukrainekriegs dazu bewogen, zu helfen. Besonders wichtig ist uns, die Unterstützung für einen längeren Zeitraum bereitzustellen. Denn auch, wenn die täglichen Schlagzeilen über den Krieg in den Medien verschwunden sind, der Krieg in der Ukraine ist es nicht. Hier ist aus unserer Sicht ein langer Atem notwendig. Unser Familienunternehmen ist 185 Jahre alt und wird in sechster Generation von uns geleitet. In diesem langen Zeitraum ist auch geschichtlich viel passiert und wir sehen es als selbstverständlich, einen Beitrag zu gesellschaftlichen und sozialen Veränderungen zu leisten. Unsere lange Unternehmenstradition ist ein Zeichen der Stabilität, aber vor allem auch ein Zeichen dafür, dass wir aufgeschlossen und weltoffen handeln und helfen, wo es möglich und notwendig ist. Das ist Teil unserer Unternehmenskultur“, erklärt Geschäftsführer Gerd Schachermayer die Beweggründe.
Große Dankbarkeit
„Unter den Bewohnern herrscht große Dankbarkeit. Sie fühlen sich hier wirklich sicher und freuen sich über die großzügige Unterkunft. Nachdem die allgemeine gesellschaftliche Bereitschaft zur Aufnahme von Flüchtlingen tendenziell abgenommen hat, sind wir der Firma Schachermayer wieder sehr dankbar für diesen äußerst wertvollen Beitrag zur Bewältigung der aktuellen Situation“, ergänzt Lothar Jochade.
(Autor: Andreas Prammer, )